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Wie funktioniert ein Herzschrittmacher?

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Die Implantation eines Herzschrittmachers - mittlerweile ein Routineeingriff

Tragbare Herzschrittmacher (Pacemaker) gibt es bereits seit über 50 Jahren. Die Entwicklung geht auf Earl Bakken, den Gründer des Medizintechnikunternehmens Medtronic zurück. Die erste vollständige Implantation eines Herzschrittmachers wurde am 8. Oktober 1958 von dem Arzt Åke Senning und dem Ingenieur Rune Elmqvist durchgeführt (Quelle: Wikipedia). Das Einpflanzen von Herzschrittmachern ist heute ein fester Bestandteil der Therapie von langsamen Herzrhythmusstörungen. Zumindest in größeren Kliniken gehört diese Operation zu den Routineeingriffen und wird mittlerweile sogar in kleineren Kliniken durchgeführt.



So sieht ein Herzschrittmacher aus. (Tatsächlich handelt es sich hier um
ein Werbegeschenk eines Herstellers, das als Kühlschrankmagnet fungiert.)


Kurz auf den Punkt gebracht werden Herzschrittmacher eingepflanzt, wenn ein Herz zu langsam schlägt oder zu schlagen aussetzt. Diese Aussetzer gehen zurück auf Störungen in der elektrischen Impulsgebung und Reizleitung am Herzen. (Dies ist zu unterscheiden von einem Herzinfarkt, bei dem es zu Blutgerinnseln und Verstopfungen in den Herzkranzgefäßen und infolgedessen zum Absterben von Gewebe kommt.)



Die normale Funktion des Herzens

Das menschliche Herz ist in vier Abschnitte eingeteilt: Es gibt den rechten und linker Vorhof (Atrium) und die linke und rechte Kammer (Ventrikel). Zwischen der rechten und linken Seite befindet sich die Herzscheidewand (Septum). Zwischen Vorhöfen, Kammern und anschließenden Blutgefäßen befinden sich Herzklappen, die als Ventile fungieren und damit bewirken, dass das Blut nur in eine Richtung fließen kann.

Bei jedem Herzschlag wird Blut von den Vorhöfen in die Kammern gepumpt, die sich anschließend zusammenziehen und das Blut in die nachfolgenden Gefäße drücken. Von der rechten Herzseite wird dabei Blut in die Lunge, von der linken Herzseite Blut in die übrigen Körperorgane gepumpt. Der Lungenkreislauf dient der Anreicherung des Blutes mit Sauerstoff bzw. dem Abtransport von Kohlendioxid, der Körperkreislauf der Versorgung der Organe. Beim gesunden Herzen funktionieren beide Kreisläufe synchron.

Beim normalen Herzrhythmus gibt der sogenannte Sinusknoten im rechten Vorhof regelmäßig elektrische Impulse, die über ein Reizleitungssystem mit der Zwischenstation Atrioventrikularknoten (AV-Knoten) die Herzaktivität (KOntraktion) steuern. Das gesunde Herz schlägt sehr regelmäßig etwa 50 bis 80 Mal pro Minute, bei körperlicher Anstrengung und Aufregung auch häufiger. Der normale Herzrhythmus wird auch Sinusrhythmus genannt.

Beeinträchtigte Funktion bei Herzrhythmussstörungen

Bei Herzrhythmusstörungen ist die Situation anders. Dabei sind zunächst langsame und schnelle Herzrhythmusstörungen zu unterscheiden.

Die Bradykardie ist eine langsame Herzrhythmusstörung. Das Herz schlägt dabei deutlich weniger als 60 mal pro Minute oder setzt sogar ganz aus. Körper und Gehirn werden dabei nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt. Infolgedessen treten typische Symptome eines zu niedrigen Blutdrucks wie Müdigkeit, Erschöpfung, Atemnot, Ohnmacht (sogenannte Synkope) auf. Die Ursache dafür sind eine gestörte Funktion des Sinusknotens und/oder eine Störung des Reizleitungssystems (AV-Block).

Dies zeigt übrigens, dass ein zu niedriger Blutdruck und damit einhergehende Symptome keineswegs verharmlost werden dürfen!

Davon zu unterscheiden sind schnelle Herzrhythmusstörungen:

Bei sogenannten Extrasystolen ("Stolperherz") ziehen sich die Herzmuskelzellen ohne Befehl des Sinusknotens zusammen. Dies kann bis hin zu einer Kammertachykardie ("Herzrasen") führen. Dabei schlägt das Herz 170 mal und mehr pro Minute.

Dies wiederum kann bis zu einem Kammerflimmern führen. Das Herz arbeitet dabei so schnell und unkoordiniert, dass keine geordnete Herzaktion mehr zustande kommt. Das Herz kann damit kein Blut mehr pumpen. Der Betroffene wird infolgedessen bewusstlos und kann an einem "plötzlichen Herztod" sterben.

Bei einem Vorhofflimmern sind es die Vorhöfe, die zu schnell und unkoordiniert arbeiten. Dies kann zu Unwohlsein, Kurzatmigkeit, Unruhe, niedrigem Blutdruck, Schwindel und Bewusstlosigkeit führen. Mögliche Folgen sind eine Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz) und Schlaganfall.

Herzschrittmacher zur Behandlung von Bradykardien

Herzschrittmacher werden zur Behandlung von Bradykardien eingesetzt. Das Gerät befindet sich in einem korrosionsbeständigen Gehäuse aus Titan, etwa in der Größe einer Streichholzschachtel. Darin befindet sich die Elektronik mitsamt einer Batterie, die etwa 5 bis 12 Jahre halten soll. Daran angeschlossen sind ein bis drei biegsame Leitungen, die Elektroden. Über die Elektroden werden rund um die Uhr der bestehende Herzrhythmus überwacht und bei Bedarf elektrische Impulse ans Herz abgegeben. Die Daten zum Herzrhythmus werden auch aufgezeichnet und können vom Arzt im Rahmen der regelmäßigen Kontrollen abgerufen werden. Deutet sich ein baldiger Ausfall der Batterie an, so wird nicht die Batterie, sondern das gesamte Gerät ausgetauscht. Die Elektroden verbleiben dabei im Körper und werden mit dem neuen Gerät verbunden.

Die Operation erfolgt unter örtlicher Betäubung. Der Patient muss dabei wach bleiben, um das Herz-Kreislauf-System besser überwachen zu können. Der Eingriff erfolgt unterhalb des Schlüsselbeins. Dabei werden zunächst bis zu drei Elektroden über eine Vene bis ins Herzinnere geführt und in der Herzwand verankert. Diese Elektroden werden dann an den Herzschrittmacher angeschlossen und das Implantat in einer Tasche unterhalb der Haut eingebettet. Anschließend wird die dabei entstehende Narbe vernäht. Die meisten Patienten können bereits am selben Tag wieder aufstehen.

Der Herzschrittmacher ist kein Ersatz-Herz, sondern gibt elektrische Impulse an das Herz, so dass der Rhythmus der Herzaktivität entsprechend den aktuellen Anforderungen aufrechterhalten wird. Der Herzschrittmacher springt für den gestörten Sinusknoten oder ein gestörtes Reizleitungssystem ein und sendet schwache elektrische Impulse für einen regelmäßigen und ggf. schnelleren Rhythmus.

Vorher bestehende Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder fehlende körperliche Belastbarkeit gehen sehr schnell zurück und verschwinden. Der Herzschrittmacher bewirkt allerdings nicht, dass ein Mensch nicht mehr sterben kann. Wenn es das Herz aus anderen Gründen nicht mehr schafft, die Pumpleistung aufrechtzuerhalten, dann wird ein Mensch dennoch sterben.

Menschen mit langsamen Herzrhythmusstörungen können mit dem Herzschrittmacher die meisten Aktivitäten wieder ausführen, die sie vor dem Eintreten dieser Störungen machen konnten. Allerdings braucht es eine gewisse Zeit, bis sich der Patient an die Funktion des Geräts gewöhnt hat. Die Elektroden müssen zunächst am Herzen einwachsen, so dass die Betroffenen zunächst ihre Schulter- und Armmuskulatur nur eingeschränkt verwenden dürfen. Auch eine bestehende medikamentöse Therapie muss ggf. vom Arzt angepasst werden.

Manche Dinge kann man allerdings mit Herzschrittmacher nicht mehr tun. Es sind Mindestabstände bezogen auf viele elektrische Geräte und Magnetfelder einzuhalten. Beispielsweise darf man infolgedessen kein Handy in Brusttasche tragen. Die Betroffenen dürfen aber durchaus auch Leistungssport betreiben und weite Reisen unternehmen. Bei den Kontrollen am Flughafen dürfen aber keine Hand-Metalldetektoren zum Einsatz kommen.

Der kompetente Arzt wird den Patienten dazu hinreichend aufklären. Die Betroffenen müssen einen Herzschrittmacherausweis mit sich führen.



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